Farbspiel

Zum Gedenktag der Auschwitzbefreiung am 27. Januar 1945
Ein Pamphlet in lyrischer Prosa

Holocaust reloaded

Statt Gottesdiensten und Buße
eine neue getunnelte Gedenkstätte für Toleranz.
Echt jetzt?
Wie wär´s stattdessen mit einem Spiegelkabinett
am besten im Regierungsviertel.

Der Tod ist immer noch ein Meister aus Deutschland.
Der Tod wird jetzt nach Israel exportiert
und in die ganze Welt.
Es werden nicht mehr die Vermögen und Kunstschätze geklaut,
sondern Preise mit Aufschlag für Giftdosen verlangt.
Männer mit weißem Kragen und schwarzen Westen,
Mengeles Erben,
machen schnelle Kasse und erheben Langzeitdaten
aus dem Versuchslabor im Nahen Osten,
bürokratisch ausgewertet.
Darin hat man Übung.
Statistisch erfasste Nebenwirkung?
Tod oder Schlimmeres:
lebenslanges Leiden und Siechtum,
Haftung ausgeschlossen.
So macht man das in Deutschland.
Da könnt ihr noch was lernen vom Exportweltmeister.

Denk ich an Deutschland in der Nacht
oder am Tag, egal.
Deutschland, wo ist dein Ruf?



Holocaust upgrade

Wir schicken Waffen und Aufklärer nach Syrien
und feiern uns dann als humanistische Willkommenskultur.
Wir zerstören dein Haus und dein Land
und nehmen dich dann mit offenen Armen als Sklaven auf.
Bist du nicht arbeits- und integrationswillig,
dann ab mit dir, du verlauster Kuli!

Wir fischen vor Somalia eure Fanggründe leer
mit unseren schwimmenden Fabriken;
vom Haken direkt auf den deutschen Teller, portioniert und grätenfrei.
Fresst doch die Almosen der UNO, ihr elenden Piraten!

Qualitätsfischerei,
Qualitätsmedien,
Qualitätsmasken,
Qualitätsplexiglas,
Qualitätsgehorsam,
Qualitätsmanagement,
Qualitätstod,
Made in Germany

© Petra Luise