Freitag, 7. Mai 2021
Winterimpression aus dem Archiv
petra luise, 12:49h
Sonntags morgens im Waschcenter
Ein kalter, trockener Wind weht um die Häuserecken. Leergefegte Straßen. Ich parke mein Rad, hieve die prallgefüllte Tasche vom Träger.
Gegenüber stehen zwei Männer an der zugigen Straßenecke hinter einem Stehtisch aus Kunststoff und schauen neugierig herüber zu mir. Nichts los sonst zum Gucken. Ihre gurrende Sprache aus der heißen Steppe Afrikas bremst mich kurz aus, scheint mir hier so deplatziert zu sein und schmerzhaft verhöhnend wie ein Diadem auf dem Kopf eines Bettelweibs.
Im Laden hängt eine neue Bekanntmachung aus. Wenn man sich nicht konsequent an die Maskenpflicht hält, wird das Waschcenter geschlossen.
Eine bloß schrille, keifende Drohung und rechtlich so haltbar wie ein feuchter Pappkarton.
Auf der schmalen Holzbank kauern drei junge Schwarz-Afrikaner, gleich mehrfach versunken hinter Schal, Kapuze, Kragen und Maske. So gleichen sie den Spatzen, die auf einer Stromleitung zusammenhocken, um sich vor der Kälte zu schützen.
Einstmals schlanke, stolze Männer, jetzt verstört und klein gefaltet, die sich möglichst unauffällig zu verstecken suchen, ihre Augen fixiert auf die Displays ihrer Smartphones. Nur die Daumen zucken noch in dieser Kältestarre, aus der das Leben fast schon vollständig ausgebrannt scheint.
Ich verbringe die Wartezeit wandelnd auf dem Hof einer ausgesegneten Kirche, und lese einen Krimi statt des Breviers.
Dreimal die Woche wird hier Tafelessen verteilt. Dann ist der Hof mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Vereinzelt nur erscheinen die Besucher und werden von den Helfern widerwillig abgespeist.
Wenn der Mensch nur noch die Wahl hat zwischen Hunger und Demütigung, beginnt es zu knurren.
Heute am Sonntag ist die Tür geschlossen. Ich höre Glockenläuten aus der Ferne.
Als ich meine Wäsche abhole, sitzen die Männer noch wie vorher ungerührt auf der Pritsche.
Die Maschinen wälzen die Wäsche in ihren Trommeln. Rhythmisch zwar, aber mechanisch und taktlos klickt die Elektronik - Wasserzulauf, abpumpen, schleudern - vollkommen desinteressiert an ihren ausgelaugten Bedienern.
In meiner Kindheit waren Sperlinge so zahlreich wie Stubenfliegen. Mit ihrem frechen, selbstbewussten Benehmen und ihrem fröhlichen Schwarmgeflatter waren sie für manchen Zeitgenossen fast eine Plage. Nun gehören sie seit einer ganzen Weile schon zu den bedrohten Arten.
Kein Spatz, egal welcher Couleur, tschilpt mehr unbeschwert auf den Straßen oder in Höfen und Gärten vor sich hin. Heute hat´s in den Städten und Dörfern mehr Krähen und Elstern.

(20.01.21)
Ein kalter, trockener Wind weht um die Häuserecken. Leergefegte Straßen. Ich parke mein Rad, hieve die prallgefüllte Tasche vom Träger.
Gegenüber stehen zwei Männer an der zugigen Straßenecke hinter einem Stehtisch aus Kunststoff und schauen neugierig herüber zu mir. Nichts los sonst zum Gucken. Ihre gurrende Sprache aus der heißen Steppe Afrikas bremst mich kurz aus, scheint mir hier so deplatziert zu sein und schmerzhaft verhöhnend wie ein Diadem auf dem Kopf eines Bettelweibs.
Im Laden hängt eine neue Bekanntmachung aus. Wenn man sich nicht konsequent an die Maskenpflicht hält, wird das Waschcenter geschlossen.
Eine bloß schrille, keifende Drohung und rechtlich so haltbar wie ein feuchter Pappkarton.
Auf der schmalen Holzbank kauern drei junge Schwarz-Afrikaner, gleich mehrfach versunken hinter Schal, Kapuze, Kragen und Maske. So gleichen sie den Spatzen, die auf einer Stromleitung zusammenhocken, um sich vor der Kälte zu schützen.
Einstmals schlanke, stolze Männer, jetzt verstört und klein gefaltet, die sich möglichst unauffällig zu verstecken suchen, ihre Augen fixiert auf die Displays ihrer Smartphones. Nur die Daumen zucken noch in dieser Kältestarre, aus der das Leben fast schon vollständig ausgebrannt scheint.
Ich verbringe die Wartezeit wandelnd auf dem Hof einer ausgesegneten Kirche, und lese einen Krimi statt des Breviers.
Dreimal die Woche wird hier Tafelessen verteilt. Dann ist der Hof mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Vereinzelt nur erscheinen die Besucher und werden von den Helfern widerwillig abgespeist.
Wenn der Mensch nur noch die Wahl hat zwischen Hunger und Demütigung, beginnt es zu knurren.
Heute am Sonntag ist die Tür geschlossen. Ich höre Glockenläuten aus der Ferne.
Als ich meine Wäsche abhole, sitzen die Männer noch wie vorher ungerührt auf der Pritsche.
Die Maschinen wälzen die Wäsche in ihren Trommeln. Rhythmisch zwar, aber mechanisch und taktlos klickt die Elektronik - Wasserzulauf, abpumpen, schleudern - vollkommen desinteressiert an ihren ausgelaugten Bedienern.
In meiner Kindheit waren Sperlinge so zahlreich wie Stubenfliegen. Mit ihrem frechen, selbstbewussten Benehmen und ihrem fröhlichen Schwarmgeflatter waren sie für manchen Zeitgenossen fast eine Plage. Nun gehören sie seit einer ganzen Weile schon zu den bedrohten Arten.
Kein Spatz, egal welcher Couleur, tschilpt mehr unbeschwert auf den Straßen oder in Höfen und Gärten vor sich hin. Heute hat´s in den Städten und Dörfern mehr Krähen und Elstern.

(20.01.21)
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