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Donnerstag, 3. Juni 2021
Petra Luise meditiert
petra luise, 11:57h
- Warum gibt es bei den Amish kein Corona?
- Na, warum?
- Weil sie kein Fernsehn gucken.
- Och, nee, schon wieder so´n blöder Witz. Wo hast du den denn nun wieder her?
- Von Petra Luise.
- Ach echt?
- Ja.
- Sie erzählt ihn aber bestimmt besser. Wann hast du sie denn getroffen?
- War gestern bei ihr.
- Und was macht sie grade so? Immer noch Konzepte?
- Schon ja, aber hauptsächlich meditiert sie jetzt.
- Ach was.
- Sie meint, das klärt Geist und Gefühle.
- Wohl wahr.
- Sie will sich nicht mehr so viel aufregen und das Atmen beruhigt sie.
- Also, wenn das jemand nötig hat, dann sicher Petra Luise, so wie die immer hochgeht.
- Aber meistens hat sie recht.
- Stimmt, aber nützt das was?
- Wohl nicht. Deswegen hat sie sich jetzt auch noch vorgenommen, ihre Feinde zu lieben.
- Jesuslike! Das sind ja ziemlich große Fußstapfen, selbst für Petra Luise.
- Sie übertreibt eben gern mal, du kennst sie doch.
- Sag mal, was wolltest du eigentlich bei ihr?
- Och, ich hatte mir ein Buch geliehen.
- Was denn?
- ?Die Flüsse von London?
- Ah ja, Aaronovitch. Das ist gut, ne?
- Suuuperspannend.
- Hast es ihr zurückgegeben?
- Was denn?
- Na das Buch, du Schussel.
- Hmh...
- Ja, wie jetzt?
- Jaja... hab´s ihr zurückgegeben.
- Ey, irgendwas verschweigst du doch!
- Nö.
- Na klar, ich kenn dich, wenn du so rumdruckst. Also, was war los?
- Gar nichts.
- Alter! Raus mit der Sprache...
- ? sonst?
- Sonst frag ich Petra Luise!
- OK, OK, is ja gu-hut.
- Also...?
- Ich hab´s mit auf der Arbeit gehabt...
- Ja und?
- ? und ich hatte kein Lesezeichen dabei. Deshalb...
- NEIN! Das hast du nicht getan!
- Es war so spannend und ich war so versunken und hatte ganz vergessen, dass es Petra Luise gehört.
- Alter!
- Ich wusste wirklich nicht, was ich tat, in diesem Moment und da war´s schon passiert.
- Du hast echt ein Eselsohr in ein Buch von P.L. geknickt?
- Das war doch keine Absicht, sondern ein Moment geistiger Umnachtung.
- Dass du noch lebst, Alter!
- Ja, hat mich auch echt was gekostet, ihr das zu beichten.
- Und wie hat sie reagiert?
- Was denkst du denn?
- Au Backe.
- Ja, zum Glück meditiert sie jetzt.
- Ja, dein Glück.
- Aber weißte was sie zum Schluss noch gesagt hat, bevor sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat?
- Verpiss dich und komm mir nie wieder unter die Augen?
- Nee, sie hat gesagt, sie hätte ja schon ein wenig gelernt, ihre Feinde zu lieben. Aber ab jetzt müsste sie es wohl mit ihren Freunden versuchen.

- Na, warum?
- Weil sie kein Fernsehn gucken.
- Och, nee, schon wieder so´n blöder Witz. Wo hast du den denn nun wieder her?
- Von Petra Luise.
- Ach echt?
- Ja.
- Sie erzählt ihn aber bestimmt besser. Wann hast du sie denn getroffen?
- War gestern bei ihr.
- Und was macht sie grade so? Immer noch Konzepte?
- Schon ja, aber hauptsächlich meditiert sie jetzt.
- Ach was.
- Sie meint, das klärt Geist und Gefühle.
- Wohl wahr.
- Sie will sich nicht mehr so viel aufregen und das Atmen beruhigt sie.
- Also, wenn das jemand nötig hat, dann sicher Petra Luise, so wie die immer hochgeht.
- Aber meistens hat sie recht.
- Stimmt, aber nützt das was?
- Wohl nicht. Deswegen hat sie sich jetzt auch noch vorgenommen, ihre Feinde zu lieben.
- Jesuslike! Das sind ja ziemlich große Fußstapfen, selbst für Petra Luise.
- Sie übertreibt eben gern mal, du kennst sie doch.
- Sag mal, was wolltest du eigentlich bei ihr?
- Och, ich hatte mir ein Buch geliehen.
- Was denn?
- ?Die Flüsse von London?
- Ah ja, Aaronovitch. Das ist gut, ne?
- Suuuperspannend.
- Hast es ihr zurückgegeben?
- Was denn?
- Na das Buch, du Schussel.
- Hmh...
- Ja, wie jetzt?
- Jaja... hab´s ihr zurückgegeben.
- Ey, irgendwas verschweigst du doch!
- Nö.
- Na klar, ich kenn dich, wenn du so rumdruckst. Also, was war los?
- Gar nichts.
- Alter! Raus mit der Sprache...
- ? sonst?
- Sonst frag ich Petra Luise!
- OK, OK, is ja gu-hut.
- Also...?
- Ich hab´s mit auf der Arbeit gehabt...
- Ja und?
- ? und ich hatte kein Lesezeichen dabei. Deshalb...
- NEIN! Das hast du nicht getan!
- Es war so spannend und ich war so versunken und hatte ganz vergessen, dass es Petra Luise gehört.
- Alter!
- Ich wusste wirklich nicht, was ich tat, in diesem Moment und da war´s schon passiert.
- Du hast echt ein Eselsohr in ein Buch von P.L. geknickt?
- Das war doch keine Absicht, sondern ein Moment geistiger Umnachtung.
- Dass du noch lebst, Alter!
- Ja, hat mich auch echt was gekostet, ihr das zu beichten.
- Und wie hat sie reagiert?
- Was denkst du denn?
- Au Backe.
- Ja, zum Glück meditiert sie jetzt.
- Ja, dein Glück.
- Aber weißte was sie zum Schluss noch gesagt hat, bevor sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat?
- Verpiss dich und komm mir nie wieder unter die Augen?
- Nee, sie hat gesagt, sie hätte ja schon ein wenig gelernt, ihre Feinde zu lieben. Aber ab jetzt müsste sie es wohl mit ihren Freunden versuchen.

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Freitag, 7. Mai 2021
Winterimpression aus dem Archiv
petra luise, 12:49h
Sonntags morgens im Waschcenter
Ein kalter, trockener Wind weht um die Häuserecken. Leergefegte Straßen. Ich parke mein Rad, hieve die prallgefüllte Tasche vom Träger.
Gegenüber stehen zwei Männer an der zugigen Straßenecke hinter einem Stehtisch aus Kunststoff und schauen neugierig herüber zu mir. Nichts los sonst zum Gucken. Ihre gurrende Sprache aus der heißen Steppe Afrikas bremst mich kurz aus, scheint mir hier so deplatziert zu sein und schmerzhaft verhöhnend wie ein Diadem auf dem Kopf eines Bettelweibs.
Im Laden hängt eine neue Bekanntmachung aus. Wenn man sich nicht konsequent an die Maskenpflicht hält, wird das Waschcenter geschlossen.
Eine bloß schrille, keifende Drohung und rechtlich so haltbar wie ein feuchter Pappkarton.
Auf der schmalen Holzbank kauern drei junge Schwarz-Afrikaner, gleich mehrfach versunken hinter Schal, Kapuze, Kragen und Maske. So gleichen sie den Spatzen, die auf einer Stromleitung zusammenhocken, um sich vor der Kälte zu schützen.
Einstmals schlanke, stolze Männer, jetzt verstört und klein gefaltet, die sich möglichst unauffällig zu verstecken suchen, ihre Augen fixiert auf die Displays ihrer Smartphones. Nur die Daumen zucken noch in dieser Kältestarre, aus der das Leben fast schon vollständig ausgebrannt scheint.
Ich verbringe die Wartezeit wandelnd auf dem Hof einer ausgesegneten Kirche, und lese einen Krimi statt des Breviers.
Dreimal die Woche wird hier Tafelessen verteilt. Dann ist der Hof mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Vereinzelt nur erscheinen die Besucher und werden von den Helfern widerwillig abgespeist.
Wenn der Mensch nur noch die Wahl hat zwischen Hunger und Demütigung, beginnt es zu knurren.
Heute am Sonntag ist die Tür geschlossen. Ich höre Glockenläuten aus der Ferne.
Als ich meine Wäsche abhole, sitzen die Männer noch wie vorher ungerührt auf der Pritsche.
Die Maschinen wälzen die Wäsche in ihren Trommeln. Rhythmisch zwar, aber mechanisch und taktlos klickt die Elektronik - Wasserzulauf, abpumpen, schleudern - vollkommen desinteressiert an ihren ausgelaugten Bedienern.
In meiner Kindheit waren Sperlinge so zahlreich wie Stubenfliegen. Mit ihrem frechen, selbstbewussten Benehmen und ihrem fröhlichen Schwarmgeflatter waren sie für manchen Zeitgenossen fast eine Plage. Nun gehören sie seit einer ganzen Weile schon zu den bedrohten Arten.
Kein Spatz, egal welcher Couleur, tschilpt mehr unbeschwert auf den Straßen oder in Höfen und Gärten vor sich hin. Heute hat´s in den Städten und Dörfern mehr Krähen und Elstern.

(20.01.21)
Ein kalter, trockener Wind weht um die Häuserecken. Leergefegte Straßen. Ich parke mein Rad, hieve die prallgefüllte Tasche vom Träger.
Gegenüber stehen zwei Männer an der zugigen Straßenecke hinter einem Stehtisch aus Kunststoff und schauen neugierig herüber zu mir. Nichts los sonst zum Gucken. Ihre gurrende Sprache aus der heißen Steppe Afrikas bremst mich kurz aus, scheint mir hier so deplatziert zu sein und schmerzhaft verhöhnend wie ein Diadem auf dem Kopf eines Bettelweibs.
Im Laden hängt eine neue Bekanntmachung aus. Wenn man sich nicht konsequent an die Maskenpflicht hält, wird das Waschcenter geschlossen.
Eine bloß schrille, keifende Drohung und rechtlich so haltbar wie ein feuchter Pappkarton.
Auf der schmalen Holzbank kauern drei junge Schwarz-Afrikaner, gleich mehrfach versunken hinter Schal, Kapuze, Kragen und Maske. So gleichen sie den Spatzen, die auf einer Stromleitung zusammenhocken, um sich vor der Kälte zu schützen.
Einstmals schlanke, stolze Männer, jetzt verstört und klein gefaltet, die sich möglichst unauffällig zu verstecken suchen, ihre Augen fixiert auf die Displays ihrer Smartphones. Nur die Daumen zucken noch in dieser Kältestarre, aus der das Leben fast schon vollständig ausgebrannt scheint.
Ich verbringe die Wartezeit wandelnd auf dem Hof einer ausgesegneten Kirche, und lese einen Krimi statt des Breviers.
Dreimal die Woche wird hier Tafelessen verteilt. Dann ist der Hof mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Vereinzelt nur erscheinen die Besucher und werden von den Helfern widerwillig abgespeist.
Wenn der Mensch nur noch die Wahl hat zwischen Hunger und Demütigung, beginnt es zu knurren.
Heute am Sonntag ist die Tür geschlossen. Ich höre Glockenläuten aus der Ferne.
Als ich meine Wäsche abhole, sitzen die Männer noch wie vorher ungerührt auf der Pritsche.
Die Maschinen wälzen die Wäsche in ihren Trommeln. Rhythmisch zwar, aber mechanisch und taktlos klickt die Elektronik - Wasserzulauf, abpumpen, schleudern - vollkommen desinteressiert an ihren ausgelaugten Bedienern.
In meiner Kindheit waren Sperlinge so zahlreich wie Stubenfliegen. Mit ihrem frechen, selbstbewussten Benehmen und ihrem fröhlichen Schwarmgeflatter waren sie für manchen Zeitgenossen fast eine Plage. Nun gehören sie seit einer ganzen Weile schon zu den bedrohten Arten.
Kein Spatz, egal welcher Couleur, tschilpt mehr unbeschwert auf den Straßen oder in Höfen und Gärten vor sich hin. Heute hat´s in den Städten und Dörfern mehr Krähen und Elstern.

(20.01.21)
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Sonntag, 2. Mai 2021
Was macht eigentlich...?
petra luise, 16:46h
- Sag mal, was ist eigentlich mit Petra Luise los?
- Die hat Winterschlaf gehalten.
- Na gut, aber der Winter ist ja nun schon längst
vorbei.
- Jetzt hat sie Frühjahrsmüdigkeit.
- Ach so.
- Ja genau.
- Dann lock sie da doch mal wieder raus.
- Geht nicht, sie ist einfach noch zu down.
- Verstehe. Ausgebremst, oder?
- Ja, war wohl ein Notfall.
- Na denn.
- Aber sie brütet anscheinend was aus.
- Hah, dabei fällt mir einer ein. Kennst du den schon?
Was macht ein 5 Pfund schwerer Spatz auf einem
Ast?
- Weiß nicht.
- (schreit laut) TSCHIIIIIIIEEEEEEPP!
- Der is nich neu.
- Nee?
- Nee.
- Aber gut, oder?
- Also Petra Luise kann das besser.
- Oh mein Gott, ich habs wenigstens versucht!
- Hm.
- Was brütet sie denn?
- Wer?
- Na Petra Luise, wer denn sonst.
- Ach so, ja, ich glaub über Konzepte.
- Konzepte?
- Jaja.
- Was´n für Konzepte?
- Na, wenn hier bald alles zusammenbricht, die
Wirtschaft und so, das ganze alte
Gesellschaftssystem und alles so total im Arsch und
zerstört ist...
- Man klingt ja wie Krieg.
- ...ja genau, und danach, wenn also alle nur noch in
den Trümmern rumsitzen und heulen und nicht mehr
weiter wissen, so wie wir beiden Dummbratzen...
- Ey Alter, so nich ja!
- ? so wie DU Dummbratzen, dann braucht man doch
neue Konzepte, um alles wieder ins Rollen zu
bringen, kapiert?
- Klar, ich bin ja schließlich kein Dummbratzen, so wie
du Oberdummbratze!
- Wie originell, Alter! OBER- Dummbratze, echt jetzt?
- Und darauf brütet sie rum?
- Denk schon.
- Das is aber ein Brocken!
- Ja, Mann.
- Is ihr aber zuzutraun.
- Auf jeden Fall.
- Und was, wenn sie fertig ist mit Brüten?
- Na ja, dann bringt sie ihn wohl zur Welt, den
Brocken.
- Voll krass, Mann. Aber was dann?
- Wie?
- Ja, was danach, wenn sie ihn auf die Welt gebracht
hat?
- TSCHIIIIIIIIIIEEEEEEEEP!

- Die hat Winterschlaf gehalten.
- Na gut, aber der Winter ist ja nun schon längst
vorbei.
- Jetzt hat sie Frühjahrsmüdigkeit.
- Ach so.
- Ja genau.
- Dann lock sie da doch mal wieder raus.
- Geht nicht, sie ist einfach noch zu down.
- Verstehe. Ausgebremst, oder?
- Ja, war wohl ein Notfall.
- Na denn.
- Aber sie brütet anscheinend was aus.
- Hah, dabei fällt mir einer ein. Kennst du den schon?
Was macht ein 5 Pfund schwerer Spatz auf einem
Ast?
- Weiß nicht.
- (schreit laut) TSCHIIIIIIIEEEEEEPP!
- Der is nich neu.
- Nee?
- Nee.
- Aber gut, oder?
- Also Petra Luise kann das besser.
- Oh mein Gott, ich habs wenigstens versucht!
- Hm.
- Was brütet sie denn?
- Wer?
- Na Petra Luise, wer denn sonst.
- Ach so, ja, ich glaub über Konzepte.
- Konzepte?
- Jaja.
- Was´n für Konzepte?
- Na, wenn hier bald alles zusammenbricht, die
Wirtschaft und so, das ganze alte
Gesellschaftssystem und alles so total im Arsch und
zerstört ist...
- Man klingt ja wie Krieg.
- ...ja genau, und danach, wenn also alle nur noch in
den Trümmern rumsitzen und heulen und nicht mehr
weiter wissen, so wie wir beiden Dummbratzen...
- Ey Alter, so nich ja!
- ? so wie DU Dummbratzen, dann braucht man doch
neue Konzepte, um alles wieder ins Rollen zu
bringen, kapiert?
- Klar, ich bin ja schließlich kein Dummbratzen, so wie
du Oberdummbratze!
- Wie originell, Alter! OBER- Dummbratze, echt jetzt?
- Und darauf brütet sie rum?
- Denk schon.
- Das is aber ein Brocken!
- Ja, Mann.
- Is ihr aber zuzutraun.
- Auf jeden Fall.
- Und was, wenn sie fertig ist mit Brüten?
- Na ja, dann bringt sie ihn wohl zur Welt, den
Brocken.
- Voll krass, Mann. Aber was dann?
- Wie?
- Ja, was danach, wenn sie ihn auf die Welt gebracht
hat?
- TSCHIIIIIIIIIIEEEEEEEEP!

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