Sonntag, 28. November 2021
Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre
Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre,
ganz frisch geschlüpft aus den Eierschalen der Nacht, noch feucht hinter den Ohren, quengelnd nach neuen Taten.

Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre.
Ein neues Jahr beginnt heute, das Kirchenjahr, ganz gegen den üblichen Kalender.
Du sagst, es ist ja noch dunkel, wie kann es ein neuer Anfang sein?
Was wäre, wenn das Licht uns folgt und nicht wir dem Licht?
Was wäre, wenn die Wende käme, weil wir immer mehr Lichter anzünden und nicht umgekehrt?

Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre.
Vielleicht zündest du eine Wunderkerze an, vielleicht macht du ein Lagerfeuer mit Freunden, mit Familie oder allein für dich.
Vielleicht schaust du in dich hinein und siehst, dass das Feuer auch in dir brennt. Das Feuer des Lebens, das Feuer deiner Lebendigkeit.

Lebe jeden Tag, als wenn er der erste wäre.
Während du betest oder meditierst, schau auf deine Hände. Was, wenn das die Hände Gottes wären?
Was würdest du tun - heute oder im nächsten Moment?
Schau auf deine Füße. Was, wenn es die Füße Gottes wären? Wohin würdest du gehen - jetzt?

Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre.
Und wenn deine Augen auch die Augen Gottes wären? Stell es dir vor! Wie siehst du dann deine Kinder an? Wären sie nicht Kinder Gottes? Vollkommen gestaltet und voller Liebe ins Leben geschickt.
Was würdest du ihnen jetzt sagen? Welches Lied würdest du ihnen singen?

Lebe jeden Tag, als wenn es der erste wäre, denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne - der Zauber der Schöpfung.



Einen schönen ersten Advent!

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Montag, 9. August 2021
Neulich in der Psychiatrie
- Hey, wer bist du denn, ich hab dich hier noch nie gesehen?
- ICH bin GOTT und du, mein Kind?
- Im Moment bin ich Napoleon.
- Aber so klein bist du doch gar nicht.
- Genau deshalb bin ich ja auch hier.
- Versteh ICH nicht.
- Ich kann nicht in meine Identität schrumpfen.
- Ach so. Und wird dir hier geholfen?
- Eigentlich nicht. Mein Problem ist zu altmodisch, nicht mehr zeitgemäß, du weißt schon.
- Ja, das kommt MIR bekannt vor.
- Das erste Mal hier?
- Ja,ja, wegen Depressionen.
- Haste ne Überweisung?
- Nn ? nee!?
- Macht nichts. Kassenpatient?
- Nicht, dass ich wüsste.
- Also privat. Du hast es gut.
- Wieso das denn? ICH sitz doch auch hier, genau wie du.
- Aber du kommst schneller dran und auch noch zum Chef.
- Also, der Chef bin immer noch ICH.
- Schuldigung, hatte ich vergessen. Ich meinte den obersten Arzt.
- Meinst du meinen Sohn?
- Ach, dein Sohn arbeitet hier?!
- Nicht nur hier. Er heilt Menschen und rettet, die verloren sind.
- Notarzt im Rettungsdienst?
- So könnte man es wohl auch sagen.



- Kriegste Pillen?
- Wie bitte?
- Nimmst du Medikamente gegen die Depression?
- Bisher nicht. Es hat noch immer geholfen, die Berge zu erschüttern oder mal eine Plage oder Dürre zu veranlassen.
- Cool.
- Ja, und als es einmal ganz schlimm wurde, habe ICH alles geflutet. Aber das mach ICH nicht nochmal. Zu viele Kollateralschäden.
- Und was haste stattdessen gemacht?
- ICH hab meinen Sohn geschickt.
- Um mal wieder kräftig auf den Putz zu hauen?
- Eher, um es mal mit Liebe zu versuchen.
- Oh, ganz schlechte Idee.
- Hab ICH dann auch gemerkt.
- Kein Wunder, dass du depri bist.
- Kaum ein Mensch hört mehr auf auf mein Wort. Dabei mein ICH es nur gut mit meinen Kindern! Sie könnten den Himmel auf Erden haben, wenn sie nur auf MICH hören würden!
- Das Los aller Eltern.
- Wahrscheinlich, ICH danke dir für dein Verständnis.
- Keine Ursache.
- Und was machen deine Söhne?
- Woher weißt du...? Ach ja. Machen ihr eigenes Ding. Der Älteste hat ein Medienimperium, der Zweite ist Hedgefond-Manager und der Jüngste leitet ein Pharmaunternehmen.
- Sind also in deine Fußstapfen getreten.
- Aber danken sie mir das? Ham Kohle wie Heu, aber ihren alten Vater ham sie vergessen!
- MICH auch.
- Traurig, oder?
- Hm.
- Und kümmert sich dein Sohn um dich?
- Er ist wieder Zuhause eingezogen.
- Ach, du Schreck!
- Aber nur übergangsweise.
- Das sagen sie immer, aber dann ist es doch zu bequem im Hotel Papa.
- Nee, nee, er ist schon wieder am Packen.
[die Tür geht auf]
- Oh, Mann, jetzt wird?s voll hier. (flüstert) Den Vieren sieht man aber auch echt an, dass sie hierher gehören, oder?
- Moin Jungs!
- (im Chor) Moinsen Chef!
- Du kennst die?
- Klar, die arbeiten für MICH.
- (flüstert wieder) Mann, der eine da müffelt aber ganz schön. Könnte sich mal regelmäßiger waschen.
- Der Hauch der Pestilenz.
- Wird auch nicht besser, wenn du es blumig ausdrückst. - Solche Leute stellst du ein? Mein Gott...
- Danke.
- Was machen die denn für dich?
- Aufräumen und ausputzen.
- Türsteher und Schuldeneintreiber, also. Ja, das passt. Betreibst wohl einen sehr exklusiven Club.
- Eigentlich kann jeder rein. Zumindest theoretisch.
- Das ist aber nicht sehr exklusiv.
- Praktisch neuerdings schon. Läuft nicht mehr so gut in letzter Zeit.
- Wollen die Leute nicht rein, oder was? Gibts da nichts zwischen die Zähne?
- Doch, regelmäßig Brot und Wein. Und manchmal Fisch.
- Na gut, an der Speisekarte kann mal ja feilen. Gibts Musik?
- Klar doch.
- Tanz?
- Nur in einigen Niederlassungen.
- Siehste, das ist das Problem. Die Leute wollen sich amüsieren! Und Bräute?
- Früher gabs mehr.
- Aha, du brauchst echt einen Unternehmensberater. Ich kenn da einen. Obwohl der eigentlich nur abwickelt, aber vielleicht macht er für dich eine Ausnahme. Hat einen komischen Namen ? Lou Zahl oder so ähnlich...
- Luzifer.
- Ja genau, Lou Ziffer nicht Zahl, hihi..
- ICH kenn den Knaben. Hat vor Ewigkeiten auch mal für MICH gearbeitet und sich dann selbständig gemacht.
- Wollte wohl hoch hinaus.
- Allerdings und ist dann tief gefallen.
- Aber jetzt ist er gut im Geschäft, hab ich gehört.
- Nicht mehr lange. Da sorgen meine Jungs schon für, nicht wahr, Jungs?
- Auf DEIN Kommando, HERR. Die Rosse stehen bereit und scharren mit den Hufen.
- (flüstert) Mal so unter uns, diese Biker-Truppe macht mir echt Angst. Wenn du die auf Tour schickst, werden doch wohl alle pronto ihre Schulden zahlen.
- Brauchen sie gar nicht.
- Hä?
- Ist schon alles beglichen, hat mein Sohn erledigt.
- Ganz schön großzügig von ihm. - Aber hör mal, wenn die Leute dir gar nichts mehr schulden, was willste denn dann? Ich mein, wozu der Aufstand mit den Zombies da drüben? Rache oder was?
- Nee, darum geht?s nicht.
- Worum denn dann?
- ICH mach jetzt alles neu. ICH möchte Leute, die MIR vertrauen und an MICH glauben, in guten und in schlechten Zeiten.
- Aber die vier da wirken nicht besonders vertrauenerweckend.
- Die sind ja auch für die anderen, die MIR nicht folgen wollen.
- Und ich dachte, ich hätte einen Herrscherdrang.
- ICH BIN der HERR!
- Ja, ja habs kapiert. Und dein Sohn, der Nesthocker, ist der auch dabei?
- Er trennt die Spreu vom Weizen.
- Hobby-Landwirt?
- Nein, er trennt die Schafe von den Böcken.
- Viehzucht?
- (seufzt) Richter.
- Auch noch Jurist. Vielseitig dein Junge. Wohl hochbegabt.
- (kratz, knirsch, kratz) Kaiser Napoleon, bitte in Sprechzimmer zwei!
- OK, ich bin jetzt dran. War nett mit dir zu plaudern, aber darf ich dir noch einen Rat geben so von Herrscher zu Herrscher?
- Aber sicher.
- Du brauchst keine Pillen und schon gar keine Therapie. Bei Depressionen muss man nur mal die unterdrückte Wut rauslassen. So kommt man automatisch aus der Lethargie und kriegt wieder Spaß am Leben. Was Kreatives is auch gut. Also, mir zum Beispiel hilft Makramee und Nordic Walking.
- Oder einen Weltuntergang starten?
- Etwas extrem vielleicht, aber den Kern hast du erfasst.
- Danke für deinen Rat.
- Nichts zu danken und gute Besserung. (geht)
- Na dann, auf geht?s. Schwingt euch in den Sattel, Jungs!

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Sonntag, 1. August 2021
Auf dem Spielplatz
oder
Die Pandemie frisst ihre Kinder

- Tick, du bist!
- Nee, gildet nich, ich war auf Hoch.
- Da is kein Hoch.
- Wohl.
- Nich hoch genug.
- Ach Manno, immer wie DU willst, ich hab keine Lust mehr.
- Hey Leute, was macht ihr grad?
- Hallo, Firat, nix weiter, Murat nervt, wie immer.- Ey, schubs mich nich!
- Dann schlag du doch was vor, du Langweiler.
- Spiel´n wir Pandemie?
- Och, nich schon wieder.
- Na gut, aber nur wenn ich diesmal Corona bin.
- OK und ich bin die Polizei.
- War ja klar, biste ja immer. Und du, Ben?
- Ich bin Arzt.
- Das geht nich.
- Wieso nich?
- Wenn ich Corona bin, du der Arzt und Firat Polizist, wer ist dann Opfer?
- Ach ja. Aber ohne Arzt geht auch nich. Einer muss ja die Spritze verpassen.
- Stimmt auch wieder.
[Pause]



- Ey Jungs, da drüben kommt Suse angewatschelt. Die wär die perfekte Oma.
- Vergiss es. Die spielt nie im Leben mit uns. Die will immer nur schaukeln.
- Is doch egal, wir überfallen sie einfach. Ich bin schließlich Corona! Wir schleichen uns ran, ich huste und dann verhaftet Firat sie und wir stecken sie in den alten Schuppen in Kwarantäne.
- Oh nee, die heult dann die ganze Zeit!
- Und ich krieg wieder Ärger.
- Wir lassen sie nur so lange rumheulen, bis Ben ihr eine Impfung verpassen darf, dann kann sie ja wieder raus. Ihre Entscheidung, oder?
- Na gut, aber du gehst vor.
- Ihr elenden Feiglinge!
- Sacht wer?
- Sach ich!
- Passaufwasdusachst!
- Lass doch, Firat, der redet nur Müll. Also OK, ich mach mit.
- Dann los, aber leise.

[schleichen sich an die schaukelnde Suse ran; als Murat direkt hinter ihr steht und den Mund aufreißt zum Husten, springt sie von der Schaukel und sprüht ihm etwas ins Gesicht]

- [schreit] AUAAAAH! Bist du WAHNSINNIG? Direkt ins Auge. AUAAAH, und mein Mund! Scheiße, wie das brennt!!
- [schreit ebenfalls] MIT MIR NICHT, IHR BLÖDMÄNNER!
- Mann, biste verrückt? Mit was sprühst du hier rum? Pfefferspray?
- Desinfektionsmittel, du dre***** Bas**** (zensiert)! Und ihr verd****** Ka**ä***** (zensiert) bleibt mir gefälligst von der Backe, sonst...
- Sonst was?
- Sonst hol ich meine große Schwester, die kann Teek-wann-da und die macht euch dann platt!
- Aua, (heult) aua, Mann, aua!
- Jetzt heul hier nicht rum, Murat!
- Das brennt aber so höllisch, auaaah (schnieft) Die spinnt doch, geht voll auf mich los. Das is Körperverletzung! Dabei wollte ich doch nur spielen, auaah (heult weiter)
- Jetzt verzieht euch gefälligst, ihr verf****** Schwa**lu****** (zensiert) ICH WILL HIER SCHAUKELN!
- OK Ok, jetzt reg dich ab und hör auf hier rumzusprühen, wir gehen ja schon! - Los, kommt Leute.
- Aua, aua, ich glaub, ich muss zum Arzt (heult).
- Jetzt stell dich nich so an.
- Ich bin Arzt.
- BEN!
- Ich mein ja nur.
- Also eins steht mal fest, die Suse spielt nich die Oma!
- Nee, die is ja voll gedschändert.
- Aber boah, fluchen kann die!
- Ja, das hat sie drauf.
- Leute, aua heul schnief, Leute, ey, was is´n jetzt mit mir?
- Wenn Suse nich mitspielt, wo kriegen wir denn jetzt ein Opfer her?
- Aua, heul, schnief.
- Wieso (grinst)? Wir ham doch schon eins...
- Nein, NEIN, ich will nicht! Aua schnief, aua heul. ICH BIN KEINE OMA!!! Ihr könnt mich nicht einsperren, ICH BIN schließlich CORONA!! NEIN, aufhören! AUAAH! Das ist GEGEN DIE REGELN!!!
- Dann machen wir eben neue und nun halt die Klappe, du Weichei!
- Hilfe, HILFE, lasst mich FREI! Ich bin doch Corona, HILFE, auah schnief.
- Freiheit is nich. Tür zu, Virus tot.
- Ende der Geschichte. Ich glaub, ich hab jetzt Hunger.
- Ja, komm lass uns dönern.

- HILFE, Hilfe, ihr gemeinen Schw****! (zensiert)

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