Mittwoch, 16. März 2022
Neues von den Jungs
- Moin Kalle.
- Moin Manni.
- Sag mal, hast du die letzten posts von Petra Luise gelesen?
- Die, wo sie den Wolf verteidigt?
- Ja, die mein ich.
- Hab ich. Zum Gruseln, wie P.L. gerade drauf ist.
- Ja, da kriegt man echt Angst vor ihr.
- Du, hast du übrigens mitgekriegt, wir ham jetzt Krieg.
- Mit Petra Luise?
- NEIN, um Gottes Willen, bloß das nicht! Da seien alle himmlischen und höllische Heerscharen davor! Nicht auszudenken, was sie dann anstellen würde mit uns! - Nee, ich mein doch Russland.
- Ach so, das. Ja, hab ich gehört.
- Und?
- Ja, Scheiße für die Leut. Besonders in Kiwi.
- Was? Wo?
- Na, in der Hauptstadt da, in dem Land da, wo das scheißteure Kribbelwasser herkommt. Dabei dachte ich, die Russen stehn nur auf Wodka, so wie der Bobo von nebenan.
- Ach, du meinst Kiew und der Bobo is nicht aus Russland, sondern aus Bulgarien.
- Also zu meiner Zeit war das alles der Russe.
- Ja, damals war die Welt noch einfach zu verstehen.
- Genau. Hinter der Mauer war der Russe. Fertig. Und alle hatten die Hosen voll, wenn es hieß, der Russe kommt.
- Is jetzt auch wieder so.
- Ach gibs doch zu: Du hast doch viel mehr Schiss vor Petra Luise als vor Putti, obwohl die nich mal Atombomben hat!
- Und du etwa nich, wa? Ich erinnere dich nur mal an die Sache mit dem Buch!*
- (schreit los) DU KANNST ABER AUCH FIES SEIN. ECHT, DAS WIEDER AUFZUWÄRMEN! ICH HAB MICH ENTSCHULDIGT. SOGAR MIT BLUMEN! UND ICH HAB SCHON 1000 MAL GESAGT, DASS ES EIN VERSEHEN WAR. EIN UNFALL SOZUSAGEN! UND MIR DAS IMMER NOCH UNTER DIE NASE ZU HALTEN, DAS IST SO ? SO UNTERIRDISCH, SO...SO ABGRUNDTIEF...IN DIESE WUNDE REIN ZUSTECHEN, WO DU GANZ GENAU WEIßT, DASS DAS EIN TIEFES TRAUMA BEI MIR AUSGELÖST HAT. ICH KANN KEIN BUCH MEHR ENTSPANNT AUF DEM SOFA LESEN ODER IM BETT, NUR NOCH KERZENGERADE AM KÜCHENTISCH. MEINST DU, DAS IST EIN SPAß? UND DU WILLST MEIN FREUND SEIN? DU SATANSBRATEN! DU KLUGSCHEIßER! DU...DU BLÖDES MILCHVIEH! DU VERDAMMTER...
- Aua, Manni, hau mich nicht! Stop, Stop, ich hab´s doch gar nicht so gemeint. Tut mir leid, ich hab dich total lieb. Natürlich bist du, mein Freund, mein bester sogar.
- ERWÄHN DAS JA NICHT NOCH MAL! NIE WIEDER, HÖRST DU!
- Versprochen, Ehrenwort (Manni beruhigt sich) Patscher drauf?
(Sie geben sich die Hände.)
- Frieden?
- Na gut.
(Beide schweigen eine ganze Weile.)
- Mensch Manni, so aggro hab ich dich ja noch nie erlebt.
- Ja, Krieg ist echt ansteckend, schlimmer als Corona.
- Komm, ich geb dir ein Bier aus.
- Zwei!
- Ja, gut, auch zwei.
- Dann übernehm ich die Currywurst.

* Die neuen Leser und Leserinnen mögen Mannis Schandtat im blogeintrag vom 3. Juni 2021 nachlesen.


Friedenslotus

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Dienstag, 8. März 2022
Ein Plädoyer 4
Zum Ende meiner Ausführungen möchte ich noch einmal auf die unrühmliche Rolle der Brüder Grimm in diesem Fall von Verleumdung und Falschbeschuldigung zurück kommen.
Unsere Kanzlei hat keinerlei Kosten und Mühen gespart mit Hilfe einer anerkannten Spiritistin, die aus ersichtlichen Gründen unerkannt bleiben möchte, die Brüder per Séance zu befragen. Vor allem hinsichtlich ihrer vorsätzlich falschen Darstellung der Ereignisse, ihrer Urheberschaft und eventueller Anstiftungsabsichten.
Skandalöser weise bestritten sie jedoch sogar, die Urheber der Geschichte zu sein, und sagten aus, sie hätten nur niedergeschrieben, was das Volk ihnen erzählt hätte.
Das Volk! Wie praktisch! Eine anonyme Quelle! Nach der Offenlegung der Quelle befragt, konnten sich die Brüder nicht mehr erinnern: Es seien so viele gewesen.
In so einer heiklen Angelegenheit wie dieser zu scholzen, liebe Anwesende, das ist nun wirklich mehr als verdächtig. Die Brüder spekulierten leider korrekt, dass sie nach ihrem Tode nicht mehr für ihre literarischen Machwerke verantwortlich gemacht werden könnten. Ein juristisches Schlupfloch, dass dringend geschlossen werden sollte.
Nach diesen Darlegungen bin ich nun sicher, liebe geehrte Verschworene, dass Sie die Ansicht der Verteidigung teilen, dass es nicht nur handfeste begründete Zweifel gibt an der Schuld meines Mandanten, des leider viel zu früh von uns gegangenen Herrn Innozenz Wolf, sondern dass er darüber hinaus auch das Opfer einer heimtückischen Intrige geworden ist, deren Drahtzieher, Hintermänner und Hinterziegen im Dunkeln blieben. Die ganze Wahrheit über die Unschuld von Herrn Wolf und die tatsächlichen Ereignisse des betreffenden Tages können wohl niemals vollständig aufgeklärt werden.
Wir bitten Sie inständig, Herrn Wolf vom Vorwurf des versuchten Massenmordes freizusprechen und ihn - leider nur post mortem, aber immerhin - zu rehabilitieren und seinen guten Ruf, auch im Namen seiner Artgenossen, wieder herzustellen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.



P.S: Lesen fördert Kriminalität!
Vertrauen Sie zu Ihrer Unterhaltung lieber auf unser von Ihren Gebühren finanziertes betreutes Fernsehprogramm mit garantiertem Kinder- und Seniorenschutz durch FSK.

Ihr Ministerium für Schafzucht, Jägerei, veganes Leben, Binnen- und Außenhandel, Finanzen, Klimaschutz, Brunnenbau, menschliche und pseudomenschliche Artenvielfalt, Migration aller Art, Förderung der Fahrradnutzung & Sonstiges

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Donnerstag, 3. März 2022
Ein Plädoyer 3
So unangenehm es mir auch ist, ist es dennoch meine Pflicht als Verteidiger, auch die dubiose Rolle der Hauptbelastungszeugen, nämlich der süßen, kleinen Geißlein, anzusprechen. Sie sind klein, ja, soweit so gut, aber sind es wirklich Kinder?
Geburtsurkunden existieren ebenso wenig wie Vaterschaftsnachweise. Wir müssen uns also allein auf das Wort dieser, wie festgestellt, wenig verantwortungsvollen Mutter verlassen, dass diese sieben kleinen Ziegen, die vor uns sitzen, ihre leiblichen Kinder sind und nicht zum Beispiel eine hergelaufene Bande von erwachsenen Zwergziegen.
Nun gut, glauben wir für den Moment, es handelt sich tatsächlich um Kinder. Aber müssen diese zwangsläufig unschuldig sein? Nur weil sie Kinder sind?
Sicherlich sind einige von Ihnen in Großfamilien aufgewachsen, mit vielen Geschwistern. Gehört es da nicht zum Alltag, dass es kleine Eifersüchteleien gibt und Neidereien, wenn es um das letzte Stückchen Torte geht zum Beispiel oder ein Spielzeug?
Harmlose Balgereien unter liebevollen Geschwistern, sagen Sie. Ja, ich sehe einige von Ihnen lächeln. Und so ist es gewiss in der überwältigenden Mehrzahl der Familien. Und das Jüngste fühlte sich immer am meisten benachteiligt. Das verwächst sich, normalerweise.
Allerdings belegen Studien, dass in westlichen Industriegesellschaften erschreckende 15% der Bevölkerung zu soziopathischem Verhalten neigen.
Das ist Fakt.
Und angenommen eines ihrer putzigen sieben Kinder erweist sich als Soziopath? Würden Sie das merken? Würden Sie es solange verdrängen, bis es durch kriminelles Verhalten nicht mehr zu leugnen wäre? Und ihr Schätzchen ersänne aus Eifersucht den Plan, seine sechs Geschwister auf elegante Art loszuwerden, wäre es da nicht eine vorzügliche Idee, so etwas einem Wolf in die Schuhe zu schieben?
Wir können auch diese Hypothese, so unangenehm sie uns auch ist, nicht für gänzlich unmöglich halten.
15%. Denken Sie einmal darüber nach. Die Wissenschaft lügt nicht, im Gegensatz zu Zeugen und Verschwörern.
Eine weitere Merkwürdigkeit im Hause Geiß: Wieso gab es nur einen einzigen Panikraum, mit Platz für nur ein Kind und das bei insgesamt sieben Kindern?
Als hätte man aus dem Untergang der Titanic nichts gelernt. Rettungsboote für alle Passagiere sind seither Pflicht.
Sollte vielleicht nur ein Kind überleben? Und vielleicht ein bestimmtes, nämlich das einziges, das in den Panikraum im Uhrkasten aufgrund seiner Größe passt? Ein schrecklicher Verdacht, ich weiß. Aber ist das alles wirklich Zufall?
Was sagten diese angeblichen Kinder vor Gericht also aus? Sie hätten meistens gespielt und den Wolf nicht erkannt, als er mit Piepsstimme und weißer Mehlpfote angeklopft hatte.
Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, gespielt? Was denn? Mit Bauklötzen oder doch mit Wackersteinen? Oder haben sie gepokert um den Platz im Uhrkasten? Wir wissen es nicht, da sich die Zeugen mit reichlich Rotz und Wasser und Tränengeheul theatralisch aus der Affäre gezogen haben.
Wir können aber festhalten, dass sie entweder zu dämlich waren, um ihre eigene Mutter von einem Wolf zu unterscheiden. Da greift dann wohl das Recht des Dschungels oder aber, da ging etwas ganz anderes vor sich. Was das war, das überlasse ich Ihrer Vorstellungskraft, liebe Anwesende und machen wir doch hier eine kurze Pause, bevor ich zum Ende komme.

Fortsetzung folgt

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